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Re: Brauche euren Rat

[quote Leticia27]ich habe mein halbes Leben mit ihm verbracht und er bedeutet mir was...ich mag ihn und er ist der Vater meiner Kinder und ich möchte ihn nicht missen hier auf dieser Erde... Ist das so unnormal?????????[/quote] Aber so was von! Bei deinen Schilderungen drängt sich mir etwas auf das ich mal erlebt habe, zwar in einer anderen Konstellation aber ich denke vom Kern her dasselbe. Vielleicht kannst du da ja etwas für dich herausziehen. Ein Familienangehöriger von mir war Drogenabhängig, mit allem was dazugehört. Lügen, Betrügen usw. Viele Jahre war ich die einzige in der Familie die das mitbekommen hat und ich war da noch ziemlich jung. Ich denke mal schon das ich ihn über alles geliebt habe, wir hatten ein sehr enges Verhältnis, denselben Freundeskreis und auch vom Denken und Fühlen waren wir ziemlich ähnlich. Als er sich veränderte hat das natürlich seine Belastungen für mich mitgebracht und die Heimlichtuerei sowieso, einerseits habe ich viel gemacht (vor allem nicht gemacht) damit er vor Entdeckung geschützt ist, andererseits war ich auch am Ende wenn es um sehr bedrohliche Dinge ging und es keinen "Erwachsenen" gab der da mal die Richtung vorgab. Geliebt habe ich ihn trotzdem, obwohl es irgendwann zur Endlosqual wurde, ich habe mir auch immer Vorwürfe gemacht wenn ich seinen Begehren nicht entsprechen konnte oder wollte, da ging es dann halt mehr um materielle Dinge. Als er dann irgendwann gebeichtet hat war ich dann auch irgendwo erleichtert das es nun jeder weiß, dachte jetzt wird alles anders. Es wurde aber nichts anders, weil er sich natürlich nicht änderte. Gegen Ende wurde es besser, es gab etwas mehr Abstand und wir haben uns auch wieder fast so locker und unbeschwert verstanden wie früher. Trotzdem war immer eine Angst da die in mir brodelte, die drehte sich vor allem darum das er sterben könnte, das es nur darauf hinausläuft und so konnte ich mein Leben überhaupt nicht frei leben und genießen. Irgendwann ist er dann gestorben und ich habe Verwerflicher (gefühlt) und Komischerweise das irgendwie sehr leicht genommen, was mir damals arg zu denken gab. Das schlimmste war das danach die (im Rückblick) beste Zeit meines Lebens begann, die Sorgen waren erst mal weg, keine Angst vor irgendwelchen Anrufen das mal wieder was passiert ist und er im KH liegt, auf der Kippe steht und all so Sachen. Das war schon sehr befreiend, natürlich hatte ich gleichzeitig ein tierisch schlechtes Gewissen. Wie kann man so befreit sein und auf einmal alles viel besser laufen, wenn der Anlass dazu dermaßen daneben ist? Ich denke das ist der Knackpunkt, das eigene Wohlbefinden wird irgendwo auf dem Rücken eine Dramas für jemand anderen ausgetragen, will man das es einen gut geht muss jemand anderer dafür bluten und man selber straft sich als Egoisten ab. Ich kann mir vorstellen das es im Prinzip bei dir dasselbe ist, es gibt aber eine Moral der Geschicht, ich und auch du, wir sind nicht dafür verantwortlich anderen Menschen das Leben leicht zu machen, während diese nichts anderes tun als das wonach ihnen ist und nicht mal etwas zurückgeben was dann auch umgekehrt zufrieden macht. Für uns wurde eine bestimmte Richtung vorgegeben, wir sind sie auch entlanggegangen, aber es ist nicht unsere Richtung sondern die eines anderen. Wenn man sich davon löst ist das nicht gemein, denn der der sie vorgegeben hat ist für diese Situation verantwortlich. Wenn er tatsächlich ein Kerl wäre der es wert ist, dann wird er die neue Situation nicht verteufeln sondern alles tun damit du dein Lächeln und deine Autonomie wiederfindest, sieht er das anders ist es ohnehin nicht wert deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben. Er hat doch auch keins, er gibt sich alle Mühe dir eins zu machen, weil er genau weiß das es dich in der Spur hält! Ich glaube er lebt vor allem von deinem Mutterinstinkt und dem schlechten Gewissen das man hat wenn man seinem Kind etwas verweigern muss, da die Umstände es einfach nicht zulassen. Aber Verweigerung versetzt sie erst in die Lage irgendwann ein Verständnis dafür zu entwickeln, das es nicht immer nur nach ihrer Nase geht.

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